Hundert Jahre Mircea Eliade
Der




Endlich auf deutsch: Die große Biographie

Vor drei Jahren hat der junge, rumänische Wissenschaftler Florin Turcanu eine umfassende Biographie über Mircea Eliade in französischer Sprache vorgelegt. Turcanus Arbeit hat das Zeug, zum weltweit anerkannten Standardwerk über Eliade zu werden. Übersetzungen ins Rumänische und Englische sind erschienen, nun liegt die Biographie auch auf deutsch vor:

Florin Turcanu
Mircea Eliade
Der Philosoph des Heiligen oder
Im Gefängnis der Geschichte
Aus dem Französischen übersetzt von Silke Lührmann
Eine Biographie
Schnellroda: Edition Antaios 2006
484 Seiten, gebunden mit Lesebändchen, 34,00 €

Informationen und eine portofreie Bestellmöglichkeit finden Sie hier.


Jugend ohne Jugend - Der Film!
Am 27. Oktober 2007 präsentiert Francis Ford Coppola nun endlich seinen neuen Film: auf dem Filmfestival in Rom. "Jugend ohne Jugend" ("Youth without Youth") basiert auf einer Erzählung von Mircea Eliade ("Tinerete fara Tinerete"). Es gab schon einmal eine deutsche Übersetzung: "Der Hundertjährige". Die Handlung ist magisch: Ein 70jähriger Professor wird nach einem Blitzschlag jünger statt älter. Dies interessiert den Geheimdienst. Der Professor muß fliehen ...! Wann der Film in welchen Ländern in die Kinos kommt, finden Sie hier:

In den Hauptrolle spielen Tim Roth und Marcel Iures, Bruno Ganz und Annamaria Lara. Mehr zu diesem Film finden Sie hier.

Coppola selbst hat Eliades Erzählung für den Film adaptiert und sich auf die Reise nach den originalen Schauplätzen gemacht. Er ist von Eliades Werk fasziniert und hat - so Coppola selbst - den großen Wunsch verspürt, das Land zu sehen, aus dem Eliade kommt.

Auf einem Treffen mit Filmstudenten in Bukarest ließ Coppola übrigens kein gutes Haar an der amerikanischen Filmwirtschaft: Die Übermacht einiger weniger Produktionsfirmen und Filmverleihe mache es immer schwerer, gute Filme durchzuboxen. Das sei auch der Grund, warum er selbst seit 1997 nicht mehr gedreht habe. Der fast 66-Jährige gestand dem jungen Publikum, daß er es müde sei, der berühmte Regisseur zu sein. Er wolle zu den Ambitionen seiner Studentenzeit zurückfinden.


Ein Sonderheft über Eliade
Die Zeitschrift Sezession bringt anläßlich des hundertsten Geburtstags Eliades ein Sonderheft heraus. Darin finden sich

- ein Autorenportrait über Emil Cioran und die "Generation",

- ein Beitrag über die Zeitschrift "Antaios", die Eliade zusammen mit Ernst Jünger herausgab,

- ein Beitrag über das Verhältnis Eliades zur christlich-faschistischen "Eisernen Garde"

- ein Bericht über eine Reise in die Südkarpaten.

Informationen und eine Bestellmöglichkeit finden Sie hier.

Ein grenzensprengendes Leben!

Im März 2007 jährt sich der Geburtstag des Rumänen Mircea Eliade zum hundertsten Mal (geboren am 13. März 1907). Eliade war ein Religionswissenschaftler, der nicht nur in seiner Fachdisziplin grenzensprengend wirkte.

"Generation"
Eliade war ein frühreifer, genialer Schüler, der mit einer selbstbestimmten Lebensweise und seiner offenen Arroganz Lehrer und Klassenkameraden gegen sich aufbrachte. Er schrieb Romane und Gedichte und verkürzte durch eiserne Disziplin und Askese sein Schlafpensum auf fünf Stunden, um mehr Zeit für seine vielfältigen Studien und seine publizistischen Projekte zu gewinnen.
Als Student wurde Eliade zum Mittelpunkt der sogenannten "Generation", einer Gruppe junger Intellektueller, die den Universitätsbetrieb in Bukarest aufbrechen und entscheidende Impulse aus dem Ausland, vor allem aus Deutschland, in die Wissenschaft einbringen wollte. Mit zur "Generation" zählten Emil Cioran, Eugène Ionesco, Mihail Sebastian und Constantin Noica.

Indien
1927 brach Eliade nach Kalkutta auf, um an der Quelle Yoga und Schamanismus zu studieren. Er brachte aus Indien nicht nur genügend Material für ein ganzes Forscherleben mit, sondern auch eine Liebesgeschichte, die unter dem Titel "Maitreyi" zum ersten großen Bucherfolg der "Generation" wurde. Die Figur "Maitreyi" ist Teil der kulturellen Seele Rumäniens geworden.
Seine Studien über "Yoga" und "Schamanismus" machten Eliade zunächst in Fachkreisen berühmt; für die new-age-Bewegung und die Hippi-Kultur war er in den siebziger Jahren der Übervater und Stichwortgeber, der allerdings sehr selektiv und sogar verfälscht gelesen und interpretiert wurde.

Faschismus
Unter der Mentorschaft von Eliades Doktorvater Nae Ionescu näherten sich Teile der "Generation" der christlich-faschistischen Bewegung "Eiserne Garde" an, die von Corneliu Zelea Codreanu geführt wurde. Eliade verfaßte Texte für die Bewegung und geriet nach einem umfassenden Schlag gegen die "Eiserne Garde" für einige Monate in Haft, Codreanu wurde ermordet. Während des Kriegs arbeitete Eliade als Assistent in den rumänischen Botschaften in London und Lissabon. Dort, in Portugal, erlebte er auch das Kriegsende. Er kehrte nicht nach Rumänien zurück, sondern emigrierte nach Paris, wo er Cioran wiedersah. Beide legten ihre Vergangenheit ab wie eine Schlange ihre Haut.

Wissenschaft
Die wissenschaftliche Karriere Eliades beginnt eigentlich erst nach dem Weltkrieg. Er führte die von Rudolf Otto und Gustav Mensching begründete Richtung der Religionswissenschaft weiter, die das Vergleichen und Verstehen von religiösen Phänomenen in den Vordergrund rückte. Eliade sprach der systematischen Religionswissenschaft ab, spirituelle Werte begreifen und beschreiben zu können.
Philosophisch sah Eliade in der Entzauberung der Welt eine große Gefahr für den Menschen. Er war der Meinung, daß das mythische Denken keineswegs nur eine Erscheinung vergangener Zeiten sei, sondern daß auch das Weltbild des modernen Menschen von mythischen Denkstrukturen geprägt ist. Sie würden zwar nicht mehr als solche erkannt, funktionieren aber in gleicher Weise wie in archaischer Zeit. Eliade untersuchte die "verkappten Mythologien", mit denen er die ganze Welt durchflochten sah. Er betonte, daß die Überlegenheit des modernen Menschen gegenüber dem "Primitiven" nur scheinbar sei, ja daß in vielen Teilen sogar das Gegenteil näherliege.

Mircea Eliade starb 1986 in Chicago. Dort ist ein Lehrstuhl nach ihm benannt.